Die Fünf Elemente

Der Shu Jing (Das Buch der Dokumente) ist ein alter klassischer Text aus alter Zeit um 100 v. Chr. Er beinhaltet folgende Geschichte:

Der Sohn von Yü dem Großen hat Probleme mit einem römischen Prinzen. Er ist bereit den Krieg zu erklären. Vor dem Kampf versammelt er seine Truppen. Er erklärt ihnen, warum er in diesen Krieg zieht: Der Prinz hat die Fünf Elemente zerstört und beleidigt. Er lehnt den Kalender ab. Deshalb entzieht der Himmel ihm sein Mandat.

Das zeigt, als wie wichtig es angesehen wurde, sich im Einklang mit den Fünf Elementen zu verhalten, die Natur zu akzeptieren. Ebenso muß der richtige Zeitpunkt einer Handlung oder eines Vorgangs respektiert werden.
Ein Regent, der seinen Bauern nicht zugesteht, ihr Tagwerk zur richtigen Zeit zu verrichten, treibt sie in den Hungertod.

Ebenfalls in einem klassischen Text, im ersten Kapitel des Ling Shu steht, welche denn die Fünf Elemente sind:

Shen-Zyklus 5 = 4 um 1 Zentrum Die fünf Elemente sind
1: shuiWasser (shui)
2: huoFeuer (huo)
3: muHolz (mu)
4: jinMetall (jin)
5: tuErde (tu)

Die Erde tu spielt eine besondere, zentrale Rolle. Man betrachtete die zwei Hauptachsen Feuer-Wasser und Metall-Holz, bei denen die Erde jeweils eine zentrale, vermittelnde Rolle spielte. Kosmografie auf Jade-Brosche
Die Zahl 5 hat deshalb in den alten Texten die Bedeutung von "4 um ein Zentrum herum". Das Bild auf der linken Seite wurde auf einer alten Brosche um 3000 v. Chr. gefunden. Die Abbildung war in Jade graviert, und könnte die damalige Vorstellung der "4 um ein Zentrum" verkörpern. Erst später, um 300 v. Chr. veränderte Zou Yan die Anordnung der Elemente, woraus sich dann der sog. Shen-Zyklus (Bild rechts) entwickelte. Der Shen-Zyklus heißt auch Hervorbringungs-Zyklus. Man sagt z. B. "Die Erde bringt das Metall hervor" oder "Wasser nährt das Holz", "Holz nährt das Feuer".


Was hat das eigentlich alles mit der Medizin zu tun?

So wie in der Natur z. B. die Jahreszeiten, werden in der Medizin die wichtigsten Organe den einzelnen Elementen zugeordnet. Dadurch entstehen dann äquivalente Aussagen wie "Die Nieren nähren die Leber", oder aber auch (bei einer Störung!!) "Die Milz nährt die Lunge nicht ausreichend". Solche Regeln werden dann in der Chinesischen Medizin therapeutisch genutzt, indem z. B. bei häufigen Erkältungen nicht nur der Funktionskreis "Lunge" sondern (ursächlich) auch die Milz gestärkt wird, wenn dies erforderlich ist.
Wenn man weiß, daß außer dem Shen-Zyklus noch weitere Verbindungen zwischen den Elementen möglich sind (z. B. der Kontrollzyklus: "Das Wasser kontrolliert das Feuer" usw.), so ergibt sich daraus ein recht umfangreiches medizin-philosophisches Grundmodell, welches in der Lage ist, viele medizinische Phänomene zu erklären.

Wohlgemerkt: Es handelt sich um ein Modell. Wie ernst und wie wörtlich man das persönlich nimmt, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Wichtig ist, daß man dieses Modell kennen und anwenden muß, um eine Diagnose zu stellen, und um eine Therapie durchführen zu können, die ja den gleichen Regeln gehorcht (z. B. eben die Akupunktur!). Deshalb muß der Patient auch nicht "an die Akupunktur glauben", wie oft gefragt wird. Dem Therapeuten erleichtert ein solcher "Glaube" natürlich wesentlich seine Arbeit.

Nebenbei gesagt, baut auch unsere westliche ("Schul"-)Medizin auf solchen Grundmodellen auf, die akzeptiert werden müssen, wenn man in diesem System therapieren will. Einen signifikanten Unterschied gibt es allerdings schon: Die Modelle in unserer westlichen Medizin waren und sind kurzfristig Veränderungen unterworfen. Was heute richtig ist, kann morgen schon "Schnee von gestern" sein... (Trotzdem werden diese Modelle übrigens immer wieder gern geglaubt.)
In der Traditionellen Chinesischen Medizin sind diese Grundmodelle sehr viel beständiger.