Was ist ?



Zur Geschichte

Akupunktur ist v. a. neben der Kräuterheilkunde ein Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Man spricht von der Traditionellen Chinesischen Medizin, da heute auch in China ca. 80% der Patienten mit der westlichen universitären Medizin ("Schulmedizin") behandelt werden.
Dr. Su Xin-Ming aus Nanjing sagte 1989 über die Akupunktur:
"Die Akupunktur ist ein wichtiger Teil der TCM. Über die vergangenen 2500 Jahre hinweg haben in China die medizinischen Gelehrten aller Generationen zur Entwicklung und Verfeinerung der Kunst der Akupunktur beigetragen."1
Die älteste Beschreibung der Akupunktur stammt aus dem 2. Jahrhundert v.u.Z. Neuere Grabfunde zeigen, daß solche, zur Akupunktur geeigneten Instrumente bereits vor 6000 Jahren verwendet wurden. Der Begriff "Akupunktur" wurde durch Dr. Willem Ten Rhyne, einem Arzt bei der Ostindischen Handelskompanie 1683 eingeführt.2


Grundlagen

Die TCM ist eng mit der Chinesischen Philosophie verbunden. So basiert sie auf dem Yin-Yang-Konzept und den 5 Elementen, wobei Yin und Yang Gegensätze darstellen, die einander aber nicht ausschließen. Man sagt, Yin enthält den Keim des Yang und umgekehrt. Z. B. enthält die Dunkelheit (Yin) den Keim des Lichts (Yang), denn auf die Nacht folgt der Tag. Yin ist auch weiblich, rechts, innen, Form, Yang ist männlich, links, außen, Funktion. Jeder Mensch enthält sowohl Yin- als auch Yang-Aspekte. Jedes Organ hat Yin- und Yang-Aspekte, so wie auch jedes der 5 Elemente. Yin und Yang im Menschen müssen sich im Gleichgewicht befinden, damit er gesund ist. Er muß sich aber auch im Gleichgewicht mit seiner Umwelt, Himmel und Erde befinden. Die 5 Elemente sind ein System, welches zur Erklärung der Jahreszeiten, des Lebenszyklus aber genau so der Beziehungen der Organe zueinander herangezogen wird. Die 5 Elelemente sind Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz.
Aus chinesischer Sicht ist der Mensch nicht nur von Blutgefäßen durchzogen, sondern auch von Gefäßen, die Qi, eine Art universelle Lebensenergie, transportieren. Diese Gefäße sind die Meridiane oder Leitbahnen, die alle einem Organ zugeordnet sind. Qi ist für jeden Vorgang des Lebens erforderlich. Ist der Qi-Fluß gestört, so kommt es zu Erkrankungen.
Der Qi-Fluß kann durch äußere und innere Umstände gestört werden, z. B. sogenannte pathogene (krankmachende) Faktoren, wie Wind, Nässe, Kälte aber auch Hitze und Trockenheit. Diese können von außen in den Körper eindringen oder auch im Körper entstehen.


Behandlung durch Akupunktur

Die Therapie in der TCM, so also auch die Akupunktur, hat zum Ziel, das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang, den Qi-Fluß und das Gleichgewicht des Menschen zu seiner Umwelt wieder herzustellen.
Dazu werden bestimmte Punkte auf den Meridianen mit Nadeln gestochen, mit der Absicht, den Qi-Fluß günstig zu beeinflussen, oder pathogene Faktoren zu entfernen.
Akupunkturpunkte gibt es am gesamten Körper. Im Bild rechts werden Punkte genadelt, die besonders dafür geeignet sind, Wind aus dem Körper zu auszuleiten.
Der Einstich ist meist schmerzarm oder sogar schmerzlos. Es werden im Durchschnitt etwa 10 Nadeln benutzt; bei komplexeren Krankheitsbildern können es auch 'mal 16 sein. Mehr hilft aber nicht auch mehr. Deshalb ist es das Ziel eines Akupunkteurs, mit möglichst wenig Nadeln auszukommen.
Eine Nadel ist 0,25 bis 0,35 mm dick und kann verschiedene Längen aufweisen, Gängige Längen sind 25 und 40 mm. Heute benutzt man Einmal-Nadeln aus Stahl, die sehr stabil und biegsam sind und sich relativ leicht einstechen lassen.


Moxibustion

Oft wird die Akupunktur mit lokaler Wärmebehandlung kombiniert. Dabei wird getrocknetes Beifuß-Kraut in der Nähe eines Akupunkturpunktes verbrannt. Moxa-Kraut gibt es lose, als Zigarren oder selbstklebende Moxa-Kegel. Im einfachsten Fall wird eine solche Moxa-Zigarre entzündet und in die Nähe eines Punktes gehalten.
Man kann aber auch ein Stück Moxa auf den Griff der plazierten Akupunkturnadel setzen und anzünden. Diese Technik heißt dann "Heiße Nadel". Eine andere Variante ist das Abbrennen von Moxa-Kraut auf einer Scheibe frischen Ingwers. Durch den Ingwer wird die wärmende Wirkung verstärkt, denn Ingwer ist vom Yang-Charakter (alle Lebensmittel können als Yang, Yin oder neutral eingestuft werden).


Diagnose

In der Medizin sagt man: "Vor die Therapie hat der liebe Gott die Diagnose gesetzt." Dies gilt natürlich auch für die Chinesische Medizin. Im Vordergrund stehen hier natürlich die Beschwerden des Patienten, die Symptome. Das Erfragen der Symptome und der Krankheitsentwicklung nennt man Anamnese. Wichtig ist es auch, Abneigungen oder Vorlieben des Patienten in Erfahrung zu bringen.
Eine große Rolle spielt in der Chinesischen Medizin die Pulsdiagnostik, wobei an jedem Handgelenk drei Pulstaststellen existieren. Man unterscheidet dabei 28 Pulsqualitäten.
Auch das Betrachten der Zunge kann Aufschluß darüber geben, was für eine Störung vorliegt. Man kann hier einige pathogene Faktoren oder z. B. Yin-Mangel erkennen.



"Die Chinesische Medizin behandelt lieber jeden Menschen als Ganzes, als die "Krankheit" zu therapieren, an der der Patient leidet, sie erforscht Lebensstil und Umfeld des Patienten, seine Familiensituation, sein Seelenleben, seine Ernährung, Beruf und sportliche Aktivitäten."3



1aus: Die Grundlagen der Chinesischen Medizin (Giovanni Maciocia), Dr. Erich Wühr GmbH
2aus: dtv-Atlas Akupunktur (Carl Hermann Hempen), Deutscher Taschenbuchverlag
3aus: Die Praxis der Chinesischen Medizin (Giovanni Maciocia), Dr. Erich Wühr GmbH


Hier können Sie weiterlesen:

Was kann Akupunktur?