Wie wird man Heilpraktiker?

shen (Geist) Es gibt für Heilpraktiker keine vorgeschriebene Ausbildung. Jedem ist es selbst überlassen, welchen Weg er wählt.
Die einzige Trennung "der Spreu vom Weizen" erfolgt bei einer schriftlichen und einer mündlichen Prüfung vor dem Amtsarzt des Gesundheitsamtes. Zwar bewegen sich diese Prüfungen unterdessen auf einem hohen Niveau; geprüft wird hier aber ausschließlich Schulmedizin. Welche Kenntnisse der Heilpraktiker auf einzelnen Gebieten der Naturheilkunde hat, wird nicht überprüft.
Überprüft wird u. a. Wissen aus folgenden Bereichen:

- Anatomie und Physiologie
- innere Medizin
- Infektionskrankheiten
- Rechts- und Berufskunde
- Psychiatrie

Wenn man diese Prüfungen bestanden hat (ca. 80% der Anwärter bestehen sie nicht), darf man eine Praxis eröffnen und als Heilpraktiker arbeiten.

Es gibt Schulen, die versprechen, innerhalb von drei Monaten den Heilpraktiker-Anwärtern das für die Amtsarzt-Überprüfung notwendige Wissen zu vermitteln. Es gibt aber auch Schulen, bei denen dauert die schulmedizinische Ausbildung 2 Jahre, die nachfolgende naturheilkundliche Ausbildung ebenfalls 2 Jahre. Nach den 2 Jahren Naturheilkunde-Ausbildung hat man von den wichtigsten Therapieverfahren die Grundlagen kennengelernt, und ist in der Lage, sich zu entscheiden, welche Laufbahn man einschlagen will. Auf diesem Gebiet (z. B. Akupunktur) kann man dann einen Jahreskurs belegen, so daß man auf eine Ausbildungszeit von 5 Jahren kommt.
Die meisten "Schüler" müssen tagsüber arbeiten, so daß sie die Ausbildung nach Feierabend und am Wochenende machen. In jeder freien Minute sitzt man über den Büchern und lernt. Das ist eine sehr anstrengende Zeit, auch für die betroffenen Familien.
Jeder seriös tätige Heilpraktiker ist sich darüber im Klaren, daß er nach dieser Ausbildungszeit nicht "fertig" ist. Er lernt sein ganzes Leben lang weiter...

Wenn es Sie interessiert, wie ich Heilpraktiker geworden bin, können Sie dies lesen: Einige Worte über mich...


Woran erkennt man einen seriösen Heilpraktiker?

zhu (Meister) Das ist nicht leicht. Als Patient hat man ja keinen Einblick in die Freizeit-Aktivitäten seines Heilpraktikers. Bezüglich der Ausbildung kann man den Heilpraktiker sicherlich befragen. Jemand, der eine mühselige Ausbildung hinter sich gebracht hat, hat sicher kein Problem damit, die Frage zu beantworten.

Für einen "normalen" Menschen ist es meines Erachtens nicht möglich, in mehreren Therapie-Systemen gleichermaßen gut Bescheid zu wissen. Allein hinter der Akupunktur steht die Traditionelle Chinesische Medizin. Sie ist ein eigenes Medizin-System, das genau so umfangreich ist, wie unsere Schulmedizin.
Jemand, der mehrere große Therapieformen anbietet, wie Akupunktur, Homöopathie, Neuraltherapie, Ernährungstherapie, Bioresonanztherapie, psychologische Beratung... stimmt mich sehr nachdenklich. Ich könnte das nicht. Deshalb beschränke ich mich auf Akupunktur und Ernährungstherapie, vom "normalen Handwerkszeug" aus der Grundausbildung einmal abgesehen.


Es ist leichter, zehntausend Dinge zu studieren,
als in einem Fach Meister zu sein.


Chinesisches Sprichwort

zhenmai (Pulse tasten) Die Diagnose ist die Grundlage der Therapie. Um eine Diagnose stellen zu können muß der Therapeut über Einzelheiten der Erkrankung des Patienten Bescheid wissen. Deshalb führt er beim ersten Besuch die Anamnese durch. Dabei stellt er Fragen, die die Krankheit betreffen, aber auch Aufschluß über Besonderheiten des Patienten gestatten. Je umfangreicher sein Gesamtbild über den Patienten ist, desto größer ist seine Chance, die Ursachen und Zusammenhänge der Erkrankung zu erkennen. Die Dauer einer solchen Anamnese ist vom Krankheitsbild abhängig. Rückenschmerzen, die sich auf eine Kälte-Exposition zurückführen lassen und vorher noch nie auftraten, bedürfen sicher nicht einer langwierigen Anamnese. Die Befragung eines Patienten mit Kopfschmerzen, Heuschnupfen oder anderen komplizierteren Krankheitsbildern kann schon 1-3 Stunden dauern.

Aber genau dies ist auch der größte Vorteil, den ein Heilpraktiker gegenüber einem Arzt hat und nutzen sollte: Zeit. Denn nach diesen bis zu drei Stunden weiß der Heilpraktiker, der solches tut, viel mehr über den Patienten, als alle Ärzte zusammen, die den Patienten vorher behandelt haben. Ein gestreßter Orthopäde in der Notaufnahme eines Krankenhauses sagte mir einmal: "Wenn ich soviel Zeit hätte wie Sie, würde ich das Gleiche leisten können."
Ich weiß nicht, ob ich das Gleiche leisten würde wie er, wenn ich ebenso wenig Zeit hätte wie er...

Ein seriös arbeitender Heilpraktiker bereitet sich auf seine Behandlungen vor. Dazu gehört bei komplizierten Fällen auch die Nachbereitung der Anamnese-Ergebnisse. Dadurch ist der Heilpraktiker spätestens beim zweiten Besuch des Patienten in der Lage, seinen Behandlungsplan darzulegen und zu erklären. Wenn jemand mit Akupunktur behandelt, dann müssen die Diagnose und der Behandlungsplan auf den Grundlagen der Chinesischen Medizin basieren. Die Diagnose heißt dann nicht "Migräne" sondern z. B. "hochschlagendes Leber-Yang" oder "Magen-Feuer". Natürlich mit Erklärung für unsere westlich orientierte Denkweise...-
Ein seriös arbeitender Heilpraktiker hinterfragt und überprüft seine Arbeitsdiagnose unter der Behandlung ständig. So kann es nicht vorkommen, daß er trotz fehlender Behandlungserfolge nach dem gleichen Schema immer weiter behandelt... Natürlich sollte er aber eine Korrektur der Diagnose auch erklären können.

qian (Geld) Niemals arbeitet ein seriöser Heilpraktiker mit der Angst des Patienten, um ihn an sich zu binden!!! Aussagen wie "Wenn Sie sich nicht von mir behandeln lassen, dann..." sind völlig unseriös. Hier geht es meistens um's Geld. Der Therapeut will den Patienten wahrscheinlich nur in seiner Praxis halten.

Liebe Patientin! Lieber Patient! Scheuen Sie sich grundsätzlich nicht, Fragen zu stellen! Ein guter Heilpraktiker beantwortet Fragen gern oder bereitet sich auf deren Beantwortung zum nächsten Besuch vor. Es ist Ihr Recht, über die Behandlung, die an Ihnen durchgeführt wird, Bescheid zu wissen!